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Willkommen zum Tutorial „Narrative Interviews in 5 einfachen Schritten durchführen“. Das narrative, auf Erzählungen basierende Interview ist eine interdisziplinäre qualitative Forschungsmethode. Es findet in den Sozialwissenschaften ebenso Verwendung wie in der Geschichtsforschung. Besonders geeignet ist diese Form des qualitativen Interviews, wenn es darum geht, Lebensgeschichten und biografische Daten zu erheben. Wer ein narratives Interview erfolgreich führen möchte, muss sich jedoch zunächst genau mit dem Ablauf vertraut machen. Die gute Nachricht: Du musst dazu keine Unmengen an Literatur wälzen. Denn in diesem Tutorial erfährst Du alle wesentlichen Infos kurz und verständlich zusammengefasst. Bist Du bereit? Los geht’s!
Beginnen wir mit einigen grundlegenden Hintergrundinformationen. Worum geht es bei einem narrativen Interview überhaupt? Narrative Interviews verfolgen den Zweck, Daten zu erheben, die Rückschlüsse auf tatsächliche Ereignisse in ihrem zeitlichen Kontext ermöglichen. Das bedeutet, die erzählten subjektiven Erfahrungen werden dazu genutzt, um sie in Beziehung zu Ereignissen zu setzen, die sich zu einem bestimmten Punkt in der Geschichte und an einem bestimmten Ort zugetragen haben. So dienen narrative Interviews oft dazu, geschichtliche Themen wie etwa die Teilung Deutschlands oder den Mauerfall aus der Perspektive der Gegenwart zu rekonstruieren. Im Unterschied zu quantitativen Forschungen finden die Ergebnisse narrativer Interviews in der Regel jedoch nicht Verwendung, um bestehende Theorien zu überprüfen, sondern um Ereignisverläufe besser zu verstehen und auf der Basis der Erfahrungsberichte induktiv neue Hypothesen zu bilden.
Als unstrukturiertes, nicht standardisiertes qualitatives Interview erfreut sich das narrative Interview einer großen Flexibilität. Es wird typischerweise weder mit vorstrukturierendem Leitfaden noch mit einem Fragebogen durchgeführt und verläuft nicht nach dem regulären Frage-Antwort-Muster. Die Fragen werden weitgehend offen gestellt, und zwar so, dass der Befragte zum freien Erzählen ermutigt wird.
Narrative Interviews können sowohl als Einzelinterview als auch mit Paaren oder in der Gruppe geführt werden. Varianten des narrativen Interviews sind das fokussierte Interview und das ethnografische Interview. Während beim fokussierten Interview ein fester Interviewgegenstand den Anstoß für die weitgehend freie Erzählung der befragten Person gibt, ist beim ethnografischen Interview die Erwartungshaltung der befragenden Person so offen wie möglich. Anders als im narrativen Interview sind die Gespräche in den beiden letztgenannten Interviewformen stärker strukturiert. Zudem erlauben diese Varianten auch ein deduktives Vorgehen, insofern ein theoretisches Vorverständnis den Ausgang bilden kann.
Zur Gruppe der interviewten Personen gehören alle Personen, die kompetent genug sind, ihre Lebensgeschichte in einer Erzählung wiederzugeben. Personen mit geringer Erzählkompetenz, wie Kinder und bestimmte Gruppen von Jugendlichen, kommen daher eher nicht infrage. Bei Personen, die berufsbedingt oder aufgrund therapeutischer Erfahrung gewohnt sind, ihr Leben narrativ zu rekonstruieren, ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Erzählung tendenziell weniger spontan erfolgt.
Nachdem Du einen grundlegenden Begriff von einem narrativen Interview gewonnen hast, wenden wir uns nun dem konkreten Ablauf zu. Jedes narrative Interview ist in fünf Phasen unterteilt: Erklärungsphase, Eröffnungsphase, Erzählphase, Nachfragephase und Abrundungsphase.
In der Erklärungsphase, wie der Name schon andeutet, erklärst Du Deinem Interviewpartner den Ablauf des Interviews. Du machst ihn darauf aufmerksam, dass das Interview nicht nach dem üblichen Frage-Antwort-Schema ablaufen wird, sondern es darum geht, ihn frei und ungestört aus seinem Leben erzählen zu lassen. Da zudem eine Einverständniserklärung erforderlich ist, um das Interview durchführen zu können, weist Du den Befragten auf die Möglichkeit hin, seinen Namen bei Bedarf anonymisieren zu lassen.
Zu Beginn der Eröffnungsphase gibst Du der befragten Person die Richtung des Gesprächs vor, indem Du erläuterst, woran Du arbeitest beziehungsweise welcher Aspekt für Dich besonders relevant für Deine Forschung ist.
Am Ende der Phase startest Du das Interview mit einem Gesprächsimpuls. Du forderst den Befragten dazu auf, über Erinnerungen, Geschichten oder Erlebnisse zu berichten. In diesem Zusammenhang stellst Du die Eingangsfrage, die so offen gestaltet sein sollte, dass der Befragte selber entscheidet, wie er mit seiner Erzählung beginnt.
Die Erzählphase besteht im Optimalfall aus einer spontanen Erzählung der befragten Person, die so lange andauert, bis der Befragte sie beendet. Hier ist Deine Aufgabe, das Gesagte aufzuzeichnen, aufmerksam zuzuhören, Dir Notizen zu machen, den Erzählverlauf nicht zu unterbrechen und gegebenenfalls Zwischenfragen zu beantworten. Du solltest auch längere Pausen zulassen, damit eine Lenkung des Gesprächs unterbleibt. Fördere die Kommunikation, indem Du stets Dein Interesse an der Erzählung durch Nicken und bekräftigende Äußerungen signalisierst.
Die Nachfragephase beginnt, sobald der Befragte das Ende durch eine sogenannte Erzählcoda wie „Das war’s“ verdeutlicht. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, um der interviewten Person Fragen zu stellen. In diesem Zusammenhang unterscheidet man zwischen sogenannten immanenten Fragen und exmanenten Fragen.
Immanente Fragen beziehen sich auf das bisher Gesagte und sollen weitere Erzählungen anstoßen. Sie dienen dazu, gewisse Aspekte zu vertiefen und auf unberührte Aspekte und Bereiche einzugehen.
Exmanente Fragen stehen in Verbindung zum Forschungsinteresse. Ziel ist es, den Befragten dazu zu bewegen, Stellung zu beziehen und das Gesagte zu theoretisieren, sei es in Form von Meinungen, Bewertungen, Einschätzungen, Deutungsversuchen oder Begründungen. Zudem können sie dazu genutzt werden, um Widersprüchlichkeiten, Konflikte oder Auffälligkeiten zu thematisieren.
Die Abrundungsphase markiert das Ende des Interviews. Hier hast Du die Möglichkeit, mit der interviewten Person den Verlauf des Gesprächs zu bilanzieren und Eindrücke auszutauschen. Auch kannst Du dabei eine letzte offene Frage stellen, indem Du Dich bei dem Befragten erkundigst, ob es noch etwas gibt, das er abschließend beitragen möchte.
Zum Schluss bedankst Du Dich bei dem Befragten für die Teilnahme am Interview und schaltest das Aufnahmegerät aus.
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